Sieben Maßnahmen wider den Tierarztemangel haben rd. 60 Vertreter:innen der Veterinärbranche aus Kammern, Verbänden, Praxis und Industrie Ende September auf Einladung des Dessauer Zukunftskreises (DZK) in Wörlitz diskutiert – und konkrete Schritte auf den Weg gebracht. Keine Maßnahme wird allein den Tierarztmangel und damit eine angemessene tierärztliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Haus- und Nutztiere sicherstellen können. Aber in der Addition könnten sie zügig umgesetzt bereits kurzfristig Verbesserungen bringen. Ein Überblick:
- Attraktive Arbeitsbedingungen für angestellte Tierärzt:innen bieten, um sie möglichst Vollzeit im Beruf zu halten. Das umfasst Vergütung, (Arbeitszeit)Flexibilität, Kompetenzen, Wertschätzung und vieles mehr. Die steigende Nachfrage in Tierarztpraxen, kann momentan nur durch die stetig steigende Zahl angestellter Tierärzt:innen bedient werden. Die Zahl der Tierärzt:innen in eigener Praxis sinkt.
- Die stille Reserve heben. Mit gezielten Angeboten gilt es den Wiedereinstieg von Tierärzt:innen nach/in der Familienphase zu fördern und sie im Beruf zu halten.
- Ausländische Tierärzt:innen schneller integrieren. Die bürokratischen Anforderungen für die Aufnahme der tierärztlichen Tätigkeit in den 16 deutschen Bundesländern sind schwer zu verstehen bzw. zu bewältigen und müssen vereinheitlicht werden. Eine Anlaufstelle, die mehrsprachig(!) die Verfahren erklärt und Wege durch den Behördendschungel aufzeigt, ist notwendig.
- Kompetenzen für Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) erweitern und ihnen mehr Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung bieten. Das gilt sowohl in medizinischen Arbeitsfeldern als auch im Praxismanagement. Dies setzt auch tierärztliche Arbeitszeit frei.
- Das DZK-Projekt „Tierärzte-Atlas“ will die verfügbaren tierärztlichen Strukturdaten attraktiver und aussagekräftiger aufbereiten. Zur sicheren Interpretation der tatsächlichen Versorgungslage müssen in den Tierärztekammern aber weitere und genauere Daten erhoben werden (z.B. Altersstrukturen / Umfang der Teilzeitarbeit / regionale Abdeckung nach Tierart).
- Mehr und andere Öffentlichkeitsarbeit. Es gilt ein realistisches Bild des tierärztlichen Arbeitsalltages mit all seinen Höhen und auch Tiefen abzubilden, damit Bewerber:innen nach dem Studium nicht von der Arbeit enttäuscht sind und den Beruf verlassen.
- Arbeitszeitflexibilisierung für den Notdienstberuf Tierarzt. Dazu sind Ausnahmen im Arbeitszeitgesetz für die Tiermedizin zu schaffen und/oder in einem Tarifvertrag flexiblere (Notdienst)Arbeitszeiten zu ermöglichen (Lockerung der Tages-Höchstarbeitszeit bei unveränderter Wochenhöchstarbeitszeit).