bpt fordert mehr politische Unterstützung für Tierarztpraxen

Die Politik muss passende Rahmenbedingungen zum Schutz des vom Fachkräftemangel gebeutelten tierärztlichen Berufsstandes schaffen. Beim Neujahrsempfang 2024 des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt) in Berlin hat bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder dazu vier Forderungen an die Politik gestellt. Wenn jetzt nicht umgehend gehandelt werde, werde sich die ohnehin bereits “lückenhafte tierärztliche Versorgung” ansonsten weiter verschlechtern.

Bürokratieabbau nötig

„Wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach den Hausärzten beim Kampf gegen den Hausärztemangel bessere Verdienstmöglichkeiten und den Abbau von Bürokratie verspricht, dann wünsche ich mir genau so einen Satz auch von dem für uns zuständigen Bundeslandwirtschaftsminister“, sagte Moder bei seiner Begrüßung. Den am 15. Januar veröffentlichten Referentenentwurf zur Novellierung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) bezeichnet er als Lackmustest für die Forderungen der Tierärzteschaft zum Bürokratieabbau. Dabei gehe es um die Abschaffung von lediglich fünf Nachweispflichten.
Deren Abschaffung würde den Tierärztinnen und Tierärzten jedoch mehr Zeit für die Arbeit am Tier verschaffen. Allein – es fehle dem Berufsstand der Glaube in die Umsetzung dieser Vorschläge durch die Bundesländer. Moder dazu: „Wenn selbst diese kleinsten Mikroveränderungen nicht mehr möglich sind, ist für mich das Ende der Fahnenstange erreicht, weil dann klar ist, dass der Ernst der Lage nicht erkannt wird.“

Approbationsverordnung anpassen

Mindestens so wichtig wie der Abbau der überbordenden Bürokratie sei die Anpassung und Erweiterung der Inhalte des Studiums. Die junge Tierarztgeneration müsse das Handwerkszeug erhalten, um in der Selbständigkeit souverän zu bestehen. Die Ergänzung von Inhalten in puncto Ökonomie und Kommunikation sei dazu unerlässlich und dem zuständigen Bundeslandwirtschaftsminsiterium (BMEL) in Abstimmung von Fakultäten, Bundestierärztekammer und bpt für die Novelle der Tierärztlichen Approbationsverordnung (TAppV) vorgeschlagen worden. Moder: “Geben Sie Gas bei der TAppV-Novelle, damit unsere Studentinnen und Studenten noch besser ausgebildet werden!“

Bessere Bezahlung wichtig

Ein weiterer wesentlicher Baustein für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Tiermedizin ist ein steigendes Vergütungsniveau für Tierärzt:innen und Tiermedizinische Fachangestellte. Dafür sorgt die vor gut einem Jahr in Kraft getretene Gebührenerhöhung für tierärztliche Leistungen und die strukturelle Überarbeitung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Dies hat bei den Tierhalter:innen sowie Tierhalterverbänden für Ärger und Protesten gesorgt, wobei es vor allem die Pferdetierärzt:innen getroffen hat. “ausgerechnet die Kolleginnen und Kollegen aus der Pferdepraxis mit voller Wucht getroffen hat, also die Gruppe, die seit vielen Jahren mit vollem Einsatz, bei vergleichsweise schlechter Bezahlung, ihren immer anspruchsvolleren Kunden bei Tag und Nacht zur Verfügung steht. “So etwas motiviert nicht, schon gar nicht unsere junge Generation. Im Gegenteil!“, so Moder und fordert mehr Honorierung der tierärztlichen Arbeit.

Flexiblere Arbeitszeitregeln erlauben

Zudem brauche es mehr Flexibilität beim Arbeitszeitgesetz, um den Kollaps der Notdienstversorgung in den nächsten Jahren zu verhindern. Er fordert deshalb erneut die Umsetzung des modernen europäischen Arbeitszeitgesetzes, welches eine Wochenarbeitszeit vorsieht und vor allem mehr Flexibilität bei der starren elf Stunden Ruhezeitregelung ermöglicht.

Gleichzeitig kündigte er mehr Unterstützung der freien niedergelassenen Praxen durch den Verband an, da diese “das Rückgrat unseres Verbandes und Garant für die Zukunft unseres Berufes” sind. Mit Hinblick auf den immer größeren Frauenanteil im tierärztlichen Beruf (70 %) forderte Moder mehr politische Unterstützung, z.B. in Form eines besseren Angebots bei der Kinderbetreuung und einer zeitgemäßen Gleichstellung von Angestellten und Selbständigen beim Mutterschutz.

Quelle: bpt